Miriam Ott steht im Barfußpark Beelitz

Der Kräutergarten im Barfußpark. Liebevoll gestalten – und den Naturcharakter behalten

Liebe Miriam, seit fünf Jahren gibt es den Barfußpark in Beelitz – und mit ihm auch den Kräutergarten, den Du angelegt hast. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Die Begegnung mit dem Thomas Müller-Braun und dem Projekt Barfußpark in den Beelitzer Heilstätten kam über die gemeinsame Kräuterwerkstatt mit der Kräuter-Heidi zusammen in Stahnsdorf zustande. Als klar war, dass der Barfußpark Beelitz auf dem 15 Hektar großen Gelände der Heilstätten entstehen wird, hat er angefragt, ob ich Planung und Bau des Kräutergartens übernehmen möchte. Es gab eine ausgewiesene Fläche für den zukünftigen Kräutergarten, für die habe ich dann begonnen zu überlegen, wie wir diesen Raum optimal nutzen können. Wichtig war mir in der Planung, dass er für die Barfußgehenden eine Bereicherung darstellt und gut mit den Anforderungen des Geländes arbeitet.

Was für Anforderungen waren, bzw. sind das und wie habt ihr die gelöst?

Der Standort an sich ist eine Herausforderung für Kräutergärten. Der Waldboden dort ist relativ karger, nicht sehr nährstoffreicher Boden – da mussten wir überlegen, wie wir Kräuter ziehen können. Die Lösung war schließlich, erhöht zu bauen, Hochbeete einzusetzen und viel gute Komposterde einzubringen. Die Einfassung des Kräutergartens hätten wir uns gern gespart, aber den Wildschweinen, die auf dem Gelände des Gartendenkmals unterwegs sind, schmecken die Kräuter und Blumen halt auch sehr gut.

Wie lange hat es von der Planung bis zur Umsetzung gedauert?

Im Winter 2016/2017 haben wir uns erstmals auf dem Gelände getroffen, im Frühjahr haben wir angefangen zu bauen, also hatten wir bis zur Eröffnung Anfang Juni 2017 ein knappes halbes Jahr Zeit.

Wir haben uns von der Größe und den Proportionen her den Standortbedingungen angepasst. Am wichtigsten war uns, dass der Kräutergarten natürlich aussieht, aber auf dem Riesengelände auch präsent ist. Er durfte nicht zu fiepsig sein.

Für die Holzbeete haben wir mit Bruch-Holz aus dem Wald gearbeitet, hauptsächlich Kiefern, Birken und Eichen, die abgängig waren oder aus Sicherheitsgründen gefällt werden mussten. Dann kamen, aufbauend auf dem Grundkonzept, die Kräuterinseln und anderen gestalteten Flächen des Gartens hinzu.

Der Rest war “Leaning by doing” – den bei aller Erfahrung, die ich mitbringe, ist doe Frage, wie schnell die Kräuter nachwachsen und wann vielleicht mal etwas ausfällt bei jedem neuen Projekt eine neue Herausforderung.

Was wächst im Kräutergarten denn besonders gut?

Die einheimischen Kräuter! Petersilie, Kerbel, Dill, einfach alles, was kühlere Temperaturen abkann, wächst sehr gut – wen wundert’s! Aber durch die immer wärmeren, immer trockneren Sommer kommen mittlerweile auch Salbei, Rosmarin und Zitronenverbene sehr gut. Die haben alle keinen besonders hohen Bodenanspruch. Ein bisschen Wärme, das reicht denen schon. Wir haben die Kräuterbeete ja in einheimische, mediterrane und Wildkräuter unterteilt sowie ein Minzbeet. Das funktioniert sehr gut.

Welches Kraut ist bei den Besuchern im Barfußpark besonders beliebt?

Ich habe den Eindruck, das Colakraut, zumindest muss ich das am häufigsten auffrischen oder austauschen. In meiner Gärtnereien habe ich mittlerweile ein zwei mal zwei Meter großes Extraregal nur für Colakraut Das ist eine Form der Eberraute, eine Art Wildkraut, das tatsächlich diesen extremen Colageruch hat.

Es ist immer wieder so faszinierend, was die Natur alles hervorbringt!

Allerdings! Es gibt ja auch eine Gummibärchenpflanze, aber die macht sich nicht so gut und ist nicht so stabil, als dass wir sie im Barfußpark anlegen könnten. Und wenn die Pflanzen kaum eine Chance haben, mehr als ein Wochenende zu überstehen, ist das ja dann auch nicht nachhaltig.

Wo bekommt man denn so kleine Exoten für den heimischen Kräutergarten?

In Kräutergärtnereien, bei Kräuter-Heidi würde man sowas auch bekommen oder in gut sortierte Baumschulen. In Gartencentern wahrscheinlich eher nicht – zumindest nicht im regulären Sortiment.

Woher stammt Deine Liebe zu den Pflanzen?

Das begleitet mich schon mein ganzes Leben, seit meiner Kindheit. Meine Großeltern hatten einen großen Garten und haben selbst immer im Garten gearbeitet, und ich immer mittendrin. Ich war immer gerne draußen und fand alles, was wuchs und alles, was man essen kann, immer spannend und reizvoll. Die Großeltern waren halbe Selbstversorger mit Obst und Gemüse und Blumen. Wunderschön. In Karlsruhe war das.

Nach dem Abitur habe ich eine Baumschulgärtnerlehre in Baden-Württemberg gemacht, und danach auch studiert, in Rostock an der agrarwissenschaftlichen Universität. Landeskultur und Umweltschutz hieß der Studiengang. So habe ich von der Pieke auf alles kennengelernt.

Hast Du eine Lieblingspflanze? Welche ist das, warum / saisonabhängig, etc?

Das ist natürlich gewagt, einer Gärtnerin so eine Frage zu stellen (lacht). Aus jeder einzelnen Kategorie gibt es eigentlich mehr als eine Lieblingspflanze. Die Vorlieben ändern sich auch saisonbedingt, im Frühling Blumenzwiebeln, im Sommer Stauden … Aber gut, ich nehme die Herausforderung an!

Bei den Bäumen ist es der Quittenbaum. Weil er wunderschöne große weiße schlichte Blüten hat, die exotisch, asiatisch anmuten. Und ich liebe diese Frucht. Ihren Duft, ihre Geschmackskomponenten, was man mit ihr anstellen kann, das ist so genial. Man kann Quitten lange lagern, was natürlich praktisch ist. Es ist eine sehr alte Pflanze, sehr robust und sehr gesund.

Die Quitte – Miriams Lieblingsbaum -. und Blüte!

 

Quitten roh zu verzehren, ist übrigens total unbedenklich! Es zieht einen nur alles zusammen im Mund. Aber selbst das finde ich spannend (lacht). Kräuter-Heidi macht ja auch Quitten Chutney aus den Wildquitten-Sträuchern – lecker!

Bei den Kräutern ist mein derzeitiger Liebling die Zitronenverbene. So frisch und tolle Aromen. Zwei meiner Lieblinge, alles andere kann ich gar nicht auf den Punkt bringen.

Und was gefällt Dir am oder im Barfußpark besonders gut?

Der weitgefächerte Park – und die Attraktionen der einzelnen Barfußrouten mit den Such-, Rate-, und Geschicklichkeitsspielen, das Ensemble finde ich einfach klasse.

Auch die Kombination aus dem historischen Gelände, der Architektur und dem weitläufigen Gartendenkmal, auf dem sich der Barfußpark befindet, finde ich total gelungen. Man kommt aus dem historischen Umfeld der Heilstätten in den Barfußpark, zieht die Schuhe aus, und ab da ist sofort Natur pur. Barfuß und so richtig im Bodenkontakt zu sein, hat einen erstaunlichen Erholungsfaktor. Man lässt sofort los, wird buchstäblich geerdet.

Die Kombination aus Erholung und interessanten Reizen ist einzigartig. Das finden – glaube ich – viele Besucher toll. Man kann einfach barfuß durch Park laufen, ohne groß zu gucken, nur den Körper und die Untergründe spüren, oder auch sich immer wieder überraschen lassen und neue Impulse aufsaugen.

Ich bin ja alle sieben bis 14 Tage vor Ort, häufig begleitet mich dabei meine Tochter – und die ist dann die ganze Zeit auf diesem Trampolin. Nach den Monaten des Homeschoolings war sie vor allem diesen Mai / Juni wie losgelöst.

Wo kann man dich noch antreffen oder mehr über Deinen Zugang zur Pflanzenwelt erfahren?

Zum Beispiel im Winter auf gemeinsamen Veranstaltungen mit Kräuter-Heidi. Wir bieten Kräuterworkshops an, machen mit den Teilnehmern Floristik Adventskränze im Waldlook, Adventskränze mit Kräutern und vieles mehr. Heidi leitet den Kräuterpart an und bereitet immer auch etwas Leckeres für die Kursteilnehmer zu – ich gestalte den kreativen konzeptionellen Rahmen.*

Das klingt auch super toll!

Vielen Dank für das schöne Gespräch, liebe Miriam, und auf ganz bald wieder im Barfußpark Beelitz!

*Interessierte melden sich gern direkt bei ott@frischegartenideen.de über das Kontaktformular oder auch direkt bei Kräuter-Heidi: info@kraeuter-heidi.de

In diesem Gewächshaus zieht Miriam Ott ihre Kräuter – auch die für den Barfußpark.

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